Wer sich mit der Zeitmessung beschäftigt, stösst unweigerlich auch auf die Datumsanzeige, denn wir kennen ja nicht nur Stunde, Minute und Sekunde, sondern auch Tag, Monat und Jahr. Der Versuch, Uhren eine kalendarische Komplikation (also Zusatzfunktion) zu geben, ist sehr alt – aber es dauerte erstaunlicherweise bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bis schliesslich die ersten Taschenuhren mit Datumsanzeige für Damen erschienen. Eine häufige Selbstverständlichkeit wurden sie sogar erst viel später. Heute gibt es die Datumsanzeige mit Fenster oder mit Zeiger.
Seit wann gibt es die Datumsanzeige auf Taschenuhren?
Ende des 19. Jahrhunderts wurden erstmalig Taschenuhren für Damen hergestellt, die über eine Datumsanzeige verfügten. Dies ist – Verzeihung liebe Leserinnen – etwas erstaunlich. Warum sollten sich die Männer der damaligen Zeit, die ja noch als die Macher der Wirtschaft und Politik galten, als Weltentdecker, Pioniere, Entwickler und Soldaten, sich weiterhin auf den Abreisskalender verlassen? Wie auch immer: Die Damen hatten hier den Vorrang. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass Wecker, Chronographen und Schlagwerke wesentlich früher entwickelt wurden als die Datumsanzeige. Dabei ist der Kalender eine Institution, die den Menschen schon sehr lange begleitet.
Die Datumsanzeige und ihre Entwicklung
Den Grundstein für die Datumsanzeige an Armbanduhren legte A. Hammerly mit seiner kleinen Uhrenmanufaktur Fabrique d’Horlogèrie in der bekannten Schweizer Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds. Hammerly erhielt 1915 das Patent für zwei Armbanduhren mit ewigem Kalender. Diese beiden Uhren besassen verschiedene Datumsanzeigen:
- Die erste Uhr hatte einen in der Mitte angesiedelten Zeiger mit einer Spitze in der Form eines Halbmondes. Diese verwies auf rote Zahlen, die ausserhalb der Minutenanzeige lagen.
- Die zweite Uhr hatte darüber hinaus eine weitere Komplikation: Der Wochentag wurde (ausgeschrieben) in einem Fenster unter der 12 angezeigt.
Letztere Variante fand weite Verbreitung, durch Henry Moser im Jahre 1916 auch bis Russland.
Im selben Jahr wie Hammerly erfand die Firma Movado eine andere Form der Datumsanzeige. Auch diese Uhrenfirma beschritt innovative Wege und entwickelte die erste Datumsanzeige in digitaler Form. Dies funktionierte mit einem sich drehenden Ring, der um das kleine Zifferblatt gelegt war. Angezeigt wurde der entsprechende Ausschnitt unter der 6. Der erstaunliche Antrieb war das Handaufzugskaliber 580.
Das Vollkalendarium an Armbanduhren gibt es seit 1921, zunächst mit Zeigern, seit 1926 auch mit Datumsscheiben. Allerdings waren diese Datumsanzeigen relativ schwer abzulesen. ⬈ Paul Ditisheim erschuf erstmalig eine Alternative, die mit zwei Scheiben arbeitete:
- eine Scheibe für die Zehnerstelle des Datums
- eine Scheibe für die Einerstelle des Datums
Das Grossdatum war geboren.
In den 1940er Jahren setzte sich die Innovation neuer Datumsanzeigen weiter fort. 1945 erschien durch die Hand von Hans Wilsdorf die Datejust aus dem Hause Rolex. Sie hatte nicht nur ein wasserdichtes Gehäuse, sondern verfügte auch über die Funktion des Selbstaufzuges, besass ein offizielles Chronometerzeugnis und hatte eine Datumsanzeige mit Fenster, die sich just in time umschaltete. Auch war sie besser zu lesen. Der Hintergrund ist so legendär wie einfach: Die Ehefrau von Wilsdorf litt unter einer Sehschwäche und benutzte von daher zum Ablesen des Datums eine Brille. Ausgerechnet im Bad kam Wilsdorf die richtige Idee, als ein Tropfen Wasser auf die Uhr tropfte: Wilsdorf war begeistert von dem vergrösserenden Effekt des Tropfens und baute eine Lupe ein. Das Ergebnis diese Entwicklung war eine Uhr, die in den USA als Uhr des 20. Jahrhunderts gewürdigt wurde.